«Erste Priorität hat eine TOP-Dienstleistung für unsere Kunden und Kundinnen mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.»
Vor gut einem Jahr wurde Verlingue gegründet. Im Interview blicken wir zurück auf die Herausforderungen des Zusammenschlusses der drei bestehenden Versicherungsbroker und fragen nach, welche Pläne das Unternehmen und der CEO persönlich verfolgen.
- Seit der Fusion der Versicherungsbroker Advantis, MEEX und S&P ist über ein Jahr vergangen. Was waren rückblickend für dich die Highlights und an was muss noch gearbeitet werden?
Der Zusammenschluss zu Verlingue wurde von unseren Kundinnen und Kunden überwiegend positiv aufgenommen und die Akzeptanz ist hoch. Es freut mich, dass wir die Qualität unserer Dienstleistung hochhalten konnten, denn die Mitarbeitenden hatten sehr viele Projekte in kurzer Zeit zu bewältigen. An dieser Stelle möchte ich dem gesamten Team herzlich für seinen bedeutsamen Einsatz danken. Die Arbeitsbelastung war für viele entsprechend hoch, galt es neben der Reorganisation und dem Kundengeschäft auch die Weiterentwicklung des Unternehmens voranzutreiben.
Highlights waren für mich darüber hinaus unser neuer Auftritt mit einem visuell ansprechenden Corporate Branding, unsere IT-Umstellung, die Effizienz schaffte, und neue Reglemente, vor allem im Bereich Human Resources.
Die letzte Zeit war geprägt von den Corona-Lockdowns, die einige Herausforderungen mit sich brachten. So musste unser neues Customer-Relationship-Management-Tool (CRM) online eingeführt und geschult werden, was die Einarbeitung verlängerte. Auch das Teambuilding und die Kommunikation der Werte von Verlingue kamen teils etwas zu kurz. Wir wollen die gemeinsame Unternehmenskultur in Zukunft vermehrt fördern.
Im Übrigen sind im Bereich Finanzen und Buchhaltung noch einige Projekte offen und wir möchten den Ablauf von gewissen Prozessen weiter optimieren.
- Was sind die wichtigsten Ziele von Verlingue für die nächsten Jahre?
Erste Priorität hat eine TOP-Dienstleistung für unsere Kunden und Kundinnen mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ziel ist eine höchstmögliche Kundenzufriedenheit, verbunden mit einer Steigerung des Kundennutzens. Ich denke hier auch an den Ausbau unseres Kundenportals und die Nutzung der Vorteile der Digitalisierung für die Optimierung von Prozessen.
Zudem wollen wir die Bekanntheit der Marke Verlingue im Schweizer Markt erhöhen und streben ein organisches Wachstum an. Aktuell sind wir mit sechs Standorten in der Deutschschweiz vertreten; wenn möglich möchten wir noch in die Westschweiz expandieren.
- Das Mutterhaus von Verlingue befindet sich in Quimper in Frankreich. Wie empfindest du die Zusammenarbeit mit der Familie Verlingue (Verlingue ist inhabergeführt) und hat sich die Kundenstruktur seit dem Zusammenschluss verändert?
Die Zusammenarbeit mit der Familie und dem Management ist definitiv sehr angenehm. Man spürt, dass die Familie nachhaltig denkt und die kurzfristige Denke nicht im Vordergrund steht. Wir werden dezentral geführt und können unsere Kundschaft unabhängig vom Hauptsitz betreuen. Gleichzeitig profitieren wir von der Grösse der Gruppe und können auf das Versicherungs-Know-how aus drei Ländern und anderen Tochtergesellschaften zugreifen.
Deshalb halten wir an unserer Kundenstruktur fest und wollen in erster Linie Unternehmen betreuen. Das Portfolio geht von kleineren KMU-Kunden bis zu Grosskunden. Punkto Versicherungen können wir mit unseren Fachteams und unserer Expertise jeden Bereich betreuen.
Ich darf auch mit Freude feststellen, dass die Mentalität der Bretonen der unseren ähnelt und nicht mit dem zentralistischen Approach, der eher Paris zugeordnet wird, zu vergleichen ist. Die Philosophie der Gruppe ist, dass Tools und Kontakte zur Verfügung gestellt werden, wir diese nutzen können, aber nicht müssen.
Wenn ich seit meiner Amtsübernahme ein paar weitere graue Haare bekommen habe, ist dies definitiv nicht wegen des Mutterhauses. Das ausgesprochene Vertrauen in das ganze Schweizer Team schätze ich sehr.
- Wie beurteilst du das aktuelle politische Umfeld für die Assekuranz? Wie sind die ersten Erfahrungen mit dem revidierten Versicherungsvertragsgesetz (VVG)?
Im Bereich der Assekuranz war die Revision des VVG zentral. Es stellt erhöhte Anforderungen an die Transparenz. Als Broker sind auch wir dem Versicherungsvertragsgesetz unterstellt. Ich nehme an, dass die Branche in Zukunft zu noch mehr Offenlegung in Sachen Entscheidungsfindung, Risikomanagement sowie Entschädigung verpflichtet wird. Für uns als «transparentem» Broker ist dies bereits heute eine Selbstverständlichkeit, so weisen wir auf Wunsch unsere Entschädigungen offen und übersichtlich aus. Entscheidender für uns werden die überfälligen Revisionen der Sozialversicherungen sein und wie die anstehenden Abstimmungen das Vorsorgewerk tangieren werden.
- Steigende Inflation, immer höhere Energiepreise, die nachwirkende Covid-Pandemie und Lieferketten-Probleme werden die gesamte Wirtschaft in den nächsten Monaten stark belasten. Was für einen Einfluss hat dies auf die Assekuranz?
Aktuell überlagern sich mehrere Krisen – härtere Bedingungen auf dem Versicherungsmarkt sind zu erwarten, d. h. weiter steigende Prämien und strengere Obliegenheiten.
Insbesondere die Inflation trifft die Versicherungsindustrie. Durch die steigenden Preise werden auch die Schadenzahlungen höher. Zudem gibt es Verzögerungen beim Wiederaufbau oder bei der Neubeschaffung von allenfalls beschädigten Risiken. Dies erhöht allfällige Betriebsunterbrechungsschäden, die zudem auch noch von den Lieferketten-Engpässen negativ beeinflusst werden.
Wir gehen davon aus, dass die Versicherer diese Mehrbelastungen den Kundinnen und Kunden weitergeben möchten. Dies in einem Markt, der in den letzten Jahren schon sehr angespannt war.
Aufgrund unserer Grösse und der Internationalität unseres Mutterhauses haben wir auf dem Markt eine gute Verhandlungsposition. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist es wichtig, richtig versichert zu sein und das Optimum im Preis-Leistungs-Bereich herauszuholen – dafür sind wir da.