Interview mit Marco Hofstetter, Bereichsleiter Berufliche Vorsorge bei Verlingue

8 April 2022
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„Ziel ist und bleibt auch in Zukunft das gemeinsame Erarbeiten von stichhaltigen Entscheidungsgrundlagen für eine nachhaltige und passende Vorsorgelösung.“

 

Seit März führt Marco Hofstetter als Bereichsleiter das Fachteam Berufliche Vorsorge mit 14 Personen. Im Interview gibt er einen Einblick über aktuelle Trends in der Beruflichen Vorsorge und erklärt, weshalb eine regelmässige Überprüfung der Pensionskassenlösung sinnvoll ist.

 

  • Wir gratulieren dir herzlich zur Beförderung als Bereichsleiter Berufliche Vorsorge. Was sind deine Pläne für das BVG-Team?

Die Berufliche Vorsorge befindet sich in einem sehr dynamischen und anspruchsvollen Umfeld, welches eine stetige Weiterentwicklung unseres Dienstleistungsangebotes und unserer Fachkompetenz erfordert.

 

Wir wollen unserer Kundschaft in diesem herausfordernden Umfeld die sich bietenden Optimierungsmöglichkeiten aufzeigen. Ziel ist und bleibt auch in Zukunft das gemeinsame Erarbeiten von stichhaltigen Entscheidungsgrundlagen für eine nachhaltige und passende Vorsorgelösung.

 

Die Kunst besteht oft darin, das komplexe Themengebiet möglichst einfach und verständlich zugänglich zu machen. In diesem Zusammenhang sind wir in einem laufenden Prozess, die sich bietenden Vor- und Nachteile als auch die Risiken und Chancen übersichtlich und ansprechend zu präsentieren. Weiter investieren wir viel Zeit und viele Ressourcen in die Effizienzsteigerung, Automatisierung und Digitalisierung. Die sich bietenden Möglichkeiten wollen wir nutzen, um unserer Kundschaft in Zukunft noch bessere Dienstleistungen anbieten zu können.

 

Für die erfolgreiche Umsetzung unserer Pläne benötigen wir ein schlagkräftiges Team. Zum Glück verfügen wir bereits heute über eine ausgesprochen hohe Fachkompetenz, viel Expertise und langjährige Erfahrung. Mit diesen guten Grundvoraussetzungen, kombiniert mit einer stetigen Weiterentwicklungs- und Veränderungsbereitschaft jedes einzelnen Mitarbeitenden, bin ich überzeugt, die gesteckten Ziele erfolgreich anzugehen.

 

  • Was sind die aktuellen Trends in der Beruflichen Vorsorge?

Die Berufliche Vorsorge ist im Wandel. Zunehmende Lebenserwartung, gesetzliche Regulierungen, Umverteilung von Vorsorgevermögen sowie ein anspruchsvoller Kapitalmarkt mit volatilen Aktienmärkten und einem anhaltenden Zinsumfeld stellen hohe Anforderungen an den Vorsorgemarkt.

 

Seit einigen Jahren beobachten wir den Wandel weg von Vollversicherungslösungen hin zu teilautonomen Sammelstiftungen. Der Trend hin zu mehr Risikoübernahme ist unverkennbar. Auslöser dieses Trends sind sowohl ein zunehmend unattraktivere Preis-/Leistungsverhältnis der Vollversicherungslösung als auch die ansteigende Umverteilung von Vorsorgevermögen von Aktivversicherten zu Rentenbezügern. Letztgenannter Punkt führt dazu, dass Firmen für ihre Kadermitarbeitenden vermehrt Zusatzvorsorge- oder 1e-Vorsorgelösungen nachfragen und umsetzen. Die Versicherten können in diesen beiden Vorsorgemodellen von einer erhöhten Partizipation an den Kapitalerträgen (aber auch Verlusten) profitieren. Ferner nutzen Firmen mit internationaler Rechnungslegung die Möglichkeit, die Vorsorgeverpflichtung auf Stufe Unternehmensbilanz und Erfolgsrechnung zu optimieren.

 

Weiter werden nach wie vor firmeneigene Stiftungen liquidiert und in einen Sammelstiftungsanschluss überführt. Gefragt sind in diesem Zusammenhang oft Vorsorgelösungen, bei welchen die Firma/Organisation weiterhin über ein eigenes Vorsorgewerk verfügt. Die wichtigsten Entscheide wie Bestimmung der Anlagestrategie, technische Grundlagen und Umwandlungssätze sowie die Bestimmung der Verteilung der Verzinsung und freien Mittel verbleiben nach wie vor bei der Vorsorgekommission.

 

Auf Stufe Vorsorgeleistungen sehen wir eine steigende Nachfrage bei der Umsetzung von Wahlplanmöglichkeiten. Als Kompensation der tieferen Umwandlungssätze möchten Firmen ihren Mitarbeitenden Optionen anbieten, ihre Altersvorsorge zu verbessern oder zumindest auf einem ähnlichen Niveau zu halten. Weiterhin sehr gefragt ist die Ausgestaltung steueroptimierter Vorsorgepläne.

 

Das Thema Nachhaltigkeit hat auch in der Beruflichen Vorsorge massiv an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Versicherte und Unternehmen haben den Anspruch, dass ihre Vorsorgevermögen nach ökologischen und ethischen Kriterien investiert werden. Nebst der Beurteilung der gängigen Kennzahlen wird zunehmend die nachhaltige Anlagepolitik in den Evaluationsprozess für die Auswahl einer passenden Vorsorgeeinrichtung miteinbezogen.

 

  • Wieso lohnt es sich, die Berufliche Vorsorge immer wieder zu prüfen?

Die Anforderungen an eine gute Vorsorgelösung seitens Unternehmen sind sehr unterschiedlicher Natur und können sich im Laufe der Zeit ändern. Insbesondere die Wahl des passenden Vorsorgemodelles, des Anbieters sowie die Gestaltung der Vorsorgeleistungen haben einen direkten Einfluss auf die zukünftigen Altersleistungen jedes Versicherten. Es gilt jeweils die richtige Balance zwischen Risikoübernahme und Partizipation ausfindig zu machen. Mit einer regelmässigen Marktprüfung der Pensionskassenlösung können zudem die Kosten für die Unternehmung sowie die Versicherten optimiert werden. Nebst attraktiven Konditionen und vorteilhaften Anschlussbedingungen gilt es die finanzielle und strukturelle Risikofähigkeit der Vorsorgeeinrichtung zu prüfen.

 

Der Vorsorgemarkt bietet laufend neue Angebote, welche sich infolge neuer gesetzlicher Regulierungen und innovativer Weiterentwicklung ergeben. Diese gilt es laufend zu eruieren und zu diskutieren.

 

Aufgrund der sich stetig ändernden Mitarbeitenden-Struktur einer Firma gilt es die Vorsorgeleistungen regelmässig den neuen Gegebenheiten anzupassen. Dabei sollen passende Vorsorgeleistungen bei der Abdeckung der Risiken Tod, Invalidität und Alter eruiert werden. Gute Pensionskassenleistungen sind ein Imagefaktor, steigern die Attraktivität der Arbeitgeber und helfen bei der Personalrekrutierung. Ein Quervergleich in der Branche (Benchmark) kann helfen, die bestehende Vorsorgelösung zu beurteilen und allfällige Handlungsempfehlungen abzuleiten.

 

Nicht zuletzt gilt es, die Berufliche Vorsorgelösung im Gesamtkontext aller Sozialversicherungen optimal zu koordinieren. Oft sehen wir im Zusammenspiel mit den bestehenden Unfall- und Kranktentaggeld-Versicherungslösungen entsprechendes Optimierungspotenzial. Es gilt Deckungslücken, aber auch Doppelversicherungen zu verhindern.

 

  • Wie lange bist du bei Verlingue und in welchen Positionen hast du gearbeitet?

Ich bin seit 2014 für die Verlingue AG (ehemals S&P Life and Pension AG) tätig. Begonnen habe ich als Mandatsleiter für die Berufliche Vorsorge, danach war ich Geschäftsleiter bei der S&P Life and Pension bis zur Fusion mit den Schwestergesellschaften im Juni 2021. Seit März 2022 darf ich als Bereichsleiter Berufliche Vorsorge tätig sein und leite somit den Fachbereich von 14 Personen für alle Schweizer Niederlassungen der Verlingue.

 

  • Was hast du vor Verlingue gemacht?

2002 – 2005 Kaufmännische Berufslehre bei der Luzerner Pensionskasse
2005 – 2006 Berufsmaturität
2006 – 2009 Studium Bachelor of Science in Finance & Banking an der Hochschule Luzern
2009 – 2014 Tätigkeiten in der Vermögensverwaltung (für Credit Suisse und Abrias Investment Management), insbesondere für institutionelle Anleger wie Vorsorgeeinrichtungen und Stiftungen.


Herzlichen Dank, Marco, für das Gespräch und viel Freude bei deiner neuen Tätigkeit bei Verlingue.